Da habt ihr’s. Ein Einblick in die morgendlichen Gedankengänge der Karolin S.
Heute: „Frauen haben Angst vor Krabbelzeug, Männer machen tot.“
Ich habe Angst vor Spinnen. Und Ohrenkneifern. Und Käfern. Und Motten. Ja wirklich. Und Kakerlaken! Zum Henker, ich hab‘ auch Angst vor Fischen, aber wir können uns ganz gut aus dem Weg gehen. Allerdings stoße ich nur in Einzelfällen angstbedingtes Schreien aus. In meinem Fall äußert sich die Angst eher darin, dass ich mich langsam rückwärts vom Ort des Geschehens entferne und dabei lustige Kettenreaktionen mit herunterfallendem Klimbim verursache.
Zu Hause lebe ich so eine Art „Mein Tanzbereich, dein Tanzbereich“-Philosophie. Der Bereich um mein Bett, die Dusche und der Weg zum Kühlschrank sind mein Tanzbereich. Der Rest ist Verhandlungssache. Genug Platz für alle, eigentlich. Gestern fiel mir ein Ohrenkneifer beim Abendbrot machen in den Kühlschrank. Klar: mein Tanzbereich. Da setzen dann auch Mechanismen zur Revierverteidigung ein.
Und ich gebe auch zu: Manchmal gebe ich die Verantwortung gern ab und überlasse es Anderen, einen möglichst sauberen, gern auch nicht tödlichen Ausweg aus der Misere zu finden. Und ganz bestimmt habe ich diese Aufgabe in der Vergangenheit auch an mindestens einen Mann deligiert, während ich für die akustische Untermalung sorgte und rückwärts über eine handvoll Kleinmöbel stolperte. Aber auch meine Mutter musste schon einspringen. Als die Erkenntnis, dass einige Kakerlakenarten fliegen können, mir jegliche motorische Fähigkeiten raubte zum Beispiel.
Und gestern erst hat meine beste Freundin DIE Kakerlakengeschichte ausgegraben. Als wir nämlich zusammen vor einigen Jahren durch Kenia und Tansania reisten, teilten wir uns ein Zimmer mit einem solchen Exemplar. Die Größenangaben variieren, je nachdem, wer erzählt, wie spät es ist und ob Bier im Spiel ist. Ich weigerte mich partout, an der Wandseite des Bettes zu schlafen. Klar weiß ich, dass die Viecher nicht unbedingt menschliche Nähe suchen. Auch nachts nicht. Aber bei meinem Glück vergisst die eben mal, sich richtig festzuhalten, während sie irgendwo in der Nähe meines Kopfes die Wand entlang krabbelt.
Apropos Glück. Vor einiger Zeit absolvierte ich ein Praktikum bei einer NGO in Tansania. Nachdem ich 2 Mal umgezogen war – ich wohnte erst ziemlich weit entfernt und dann zu teuer – wohnte ich in einer sehr schönen, privat betriebenen Bleibe, die vor allem von Studenten der nahe gelegenen Universität genutzt wurde. Eine wunderbare Unterkunft, die alles bot, was ich brauchte. Allerdings hatte meine Zimmertür einen beachtlichen Spalt zum Boden hin. Eines Abends, ich hatte mich schon ins Bett gelegt und war im Begriff, mich der Müdigkeit geschlagen zu geben, fiel mir ein, dass ich noch dringend ein paar Kleidungsstücke waschen sollte. Ihr kennt das: das Licht ist aus, die Taschenlampe liegt genau dort, wo sie keinesfalls erreichbar ist. Und zu allem Überfluss sehe ich nachts nichts. Nada. Es gab in der Vergangenheit einige Menschen, die sich diebischst freuten, wenn sie mich im Dunkeln stehen lassen und den Geräuschen lauschen konnten, die ich von mir gab, während ich unkoordiniert im Kreis stolperte.
Kein Licht also. Ich ergab mich meines Schicksals und wühlte mich aus dem Bett, hob das Moskitonetz und anschließend das rechte Bein aus dem Bett. Dummerweise war wohl auch einem mehrbeinigem Krabbeltier in diesem Moment etwas ähnlich dringendes durch den Kopf geschossen und so begab es sich, dass ich meinen Fuß auf einem Epibolus pulchripes, einem Rotbeinigen Schnurfüßer absetzte. Also, nicht ganz, aber so, dass ich spürte, dass sich unter meiner gesamten Fußsohle etwas bewegte. Und ich habe nicht geschrien! Die Wände waren dünn und meine Nachbarin frühaufstehende Lehramtsstudentin, die wollte ich nicht wecken. Alle sich anschließenden Vorgänge sind ein wenig schwammig, vermutlich, weil ich mich in Schallgeschwindigkeit bewegte, während ich das Tierchen, das ich zuvor wohnungsextern als relativ possierlich wahrgenommen hatte, mit Handfeger und Schippe gen Freiheit beförderte. Wir überlebten beide.
Was ich damit eigentlich sagen will: Phobien gendern ist doof. Und ich bin eine furchtlose Heldin. Meistens.
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